Praktica (Bajonett)

Technisch tat sich bei den Pentacon-Kameras der L-Baureihe nicht mehr viel, 1979 wurde dann die erste Praktica mit Bajonett-Anschluss vorgestellt. Diese Umstellung bot endlich einen schnelleren Objektivwechsel, war aber auch eine Voraussetzung fuer die saubere Kontaktierung zwischen Kamera und Objektiv. Auch fuer einen Autofokus waere die Positioniergenauigkeit Objektiv zu Kamera mit dem M42-Gewinde nur sehr aufwendig moeglich gewesen. Warum man aber einen eigenen Standard kreieren musste, ist technisch nicht nachvollziehbar. Wohl waeren aber die Lizenzkosten fuer die uebernahme einer bestehenden Loesung fuer die DDR nicht bezahlbar gewesen.

Zusaetzlich hatte diese Kamera eine Schnittstelle fuer einen Winder. Erhaeltlich war dieser zwar in der DDR erst einmal nicht, aber wenigsten konnten sich auslaendische Kunden daran erfreuen. Der Ausloeser wandert auf die Oberseite. Ansonsten ist wieder ein Metalllamellen-Schlitzverschluss an Bord. Es gibt Zeitautomatik von 1/1000 bis 40 sec. und manuelle Zeiten von 1/1000 bis 1 sec sowie B. Die eingestellte Blende wird vom Objektivring in den Sucher eingespiegelt, die Zeit per LED angezeigt, dazu noch Warnung fuer ueber- bzw. Unterbelichtung.

Ab der BC1 (1984) gibt es eine Anzeige der Blitzbereitschaft im Sucher und statt der grob genoppten Kunststoff-Belederung einen glatten Bezug, der einen wertigeren Eindruck macht. Dazu kommen diverse abgeruestete Modelle ohne manuelle Zeiten oder ohne Automatik, mit/ohne Selbstausloeser, ohne Einspiegelung der Blendeneinstellung... Ausserdem tauchen hier zusaetzlich zu den jetzt serienmaessig schwarzen Abdeckkappen oben und unten Exportausfuehrungen in verchromter Ausfuehrung auf, dazu abweichende Typen-Bezeichnungen ebenfalls fuer den Export.

Die Weiterentwicklung von der L- zur B-Baureihe erfolgte aber sehr spaet. Zum Vergleich: Ende der 70er gab es bei Canon fuer den Amateur die legendaere A-1 und bei Nikon lag die F3 fuer die Profis in den Startloechern (techn. Details). Damit hatte Pentacon jegliche Vorreiterrolle endgueltig verloren und es war schon zu diesem Zeitpunkt absehbar, dass die Kameras im westlichen Ausland nur ueber den Peis zu verkaufen sein wuerden. Ausserdem war die B200 bei einem Preis von ca. 2.400 M (wenn ich mich recht erinnere) fuer den normalsterblichen DDR-Buerger nicht bezahlbar, weshalb ja auch die M42-Reihe weitergefuehrt wurde. Und dann waeren auch noch neue Objektive faellig gewesen. Zur Not gab es einen Adapter, mit dem M42-Objektive an der B200 verwendet werden konnten.

Selbst die fertigungstechnischen Voraussetzungen bei Pentacon waren nur bedingt vorhanden. So kam die Elektronik der ersten B200 noch komplett aus Japan.

1985 wurde Pentacon dem Kombinat Carl Zeiss Jena zugeordnet. Fuer Pentacon hatte das aber keine, zumindest keine positiven, Auswirkungen. Ob das Ignorieren jeglicher technischen Entwicklung auf dem Weltmarkt schlicht wirtschaftlich begruendet war oder man sich auf den verwelkenden Lorbeeren ausruhte, kann zumindest ich nicht beurteilen. Probleme mit der Kamera-Industrie hatte man ja auch im anderen Teil Deutschlands, wo die aufstrebende Industriemacht Japan viel zu lange unterschaetzt wurde. Als man das Problem erkannt hatte, war es fuer die meisten deutschen Traditionsmarken zu spaet.

Dass sich die Prakticas im Osten gut verkauften, lag schlicht am Mangel an Alternativen, sofern man nicht ueber die noetigen West-Kontakte verfuegte. Und im Westen kam der Kamera ihre Robustheit zugute, dazu natuerlich der unschlagbare Preis und engagierte Vertriebsorganisationen. Als Beispiele seien Quelle und Porst genannt. Auch hier eine kleine Episode am Rande: Hannsheinz Porst, der Sohn des Firmengruenders und ab 1960 Chef des Hauses, arbeitete als Stasi-IM, war in dieser Funktion FDP-Mitglied, sponserte die zu der Zeit permanent an Geldmangel leidende Partei mit beachtlichen Betraegen, war aber auch gleichzeitig heimliches SED-Mitglied. Fuer die Stasi-Taetigkeit wurde er 1969 zu zwei Jahren und neun Monaten Gefaengnis verurteilt. Nachzulesen bei Udo Leuschner in der, auch fuer bekennende Nicht-FDP-Fans, interessant zu lesenden Geschichte der FDP .

Mitte der 80er entdeckte ich auf der Leipziger Messe die ersten Zoom-Objektive aus DDR-Produktion. Wenn man sich ueberlegt, dass diese lt. Messe-Info 198x stolze 1.500 (M42-Prakticar 28-70) bzw. 2.500 DDR-Mark (M42-Prakticar 70-200) kosten sollten...

1987 kam mit der BX20 der Nachfolger fuer die BC1, ausserdem mit der BX 10 DX doch schon eine Ausfuehrung mit automatischer Erkennung von DX-kodierten Filmen. Die BX 20 bietet erstmals fuer eine Dresdner Kamera auch Blitz-TTL. Die Offenlegungsschrift von 1968 zu diesem Patent wurde uebrigens von Pentacon 1974 an Olympus verkauft und von diesen in Serie gebracht. Und das Patent fuer die DX-Kodierung stammt in den Grundzuegen von 1964 (Filmfabrik Wolfen und Pentacon Dresden).

Mit der Wende 1989 kommt es nochmals zu grossen Veraenderungen. Die Jos. Schneider Feinwerktechnik GmbH & Co. KG, ab 1997 Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik produziert, z.T. aus Restbestaenden die BX 20 und BMS weiter. Es wird eine BX 20 S entwickelt und in verschiedenen Varianten produziert. 2001 ist dann endgueltig Schluss.

Produziert wurde die von bis

Gesamt-Stueckzahl: ca. 1,37 Mio. Stk.

In meiner Sammlung:

Praktica B20012/79-8/82
Praktica BC112/85-12/88 1.aend
Praktica B1001/83-12/86 1.aend.
Praktica BX2012/87-12/90

NormalobjektiveWeitwinkelTeleobjektive
Practicar 1,4/50Practicar 2,8/20Practicar 1,8/80
Practicar 1,8/50 Practicar 2,8/28Practicar 2,8/135
Practicar 2,4/50Practicar 2,4/35Practicar 3,5/135
Practicar 2,8/58 Macro Practicar 4/300

An Zoom-Objektiven sind vorhanden: Practicar 3,5-4,8/28-70; Beroflex 3,5-4,5/28-70 und Exakta 4-5,6/70-210

Zubehoer: Zwischenringe, Balgengeraet mit Diakopiervorsatz, Adapter Bajonett fuer M42-Objektive, Winder B. Zusaetzlich passt natuerlich etliches Zubehoer aus dem "alten" Bestand. Der Sunpak-Blitz BZ 2400D zeigt im Sucher der BC1 Blitzbereitschaft an und kann damit im weitesten Sinne als "Systemzubehoer" bezeichnet werden.

Da ich inzwischen fast nur noch im Urlaub fotografierte (und damit grandiose Motive in der Wendezeit verpasste), war die MTL50 weiterhin ausreichend. Mitte der 90er wollte ich mich doch verbessern, die MTL hatte nach einem harten Aufschlag einige kleiner Wehwehchen. Eigentlich wollte ich auf Canon umsteigen, die EOS 50 war grad herausgekommen. Dann bot mir jemand den ueblichen B200-Set an (mit 1,5/50; 2,8/28; 2,8/135). Und wie so oft war der Preis entscheidend, ich griff zu. Dazu bekam ich noch von einem Freund diverse Raritaeten (2,8/20, 2,8/55 Makro, 1,8/80). Ich besorgte mir noch ein Beroflex 28-70. Spaeter kam ein Zeiss 300er dazu. Nach Problemen mit dem Verschluss der B200 wurde diese durch eine BC1 ersetzt. Ausserdem stellte ich die Festbrennweiten auf Zeiss Jena-Objektive um. Nur das Exakta 70-200 fand ich derart schlecht, dass ich es nach ersten Versuchen nie wieder einsetzte.

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